Kleiderschrank ohne Grenzen
Wear everything on your wishlist. Mit dieser kurz vor Weihnachten online gestellten Botschaft macht
Rent the Runway werbewirksam auf sein vor gut fünfzehn Jahren ins Leben gerufene Geschäftsmodell aufmerksam: Das Unternehmen bietet Fashion zum Teilen an. Per Mouseclick können sich Kundinnen für eine Dauer von vier bzw. acht Tagen formelle Outfits oder hochwertige Designer-Mode mieten, die einem Gang über den roten Teppich würdig sind. Doch damit nicht genug: Die New Yorker haben den Wunsch vieler Frauen nach einem unendlichen Kleiderschrank wahr gemacht: In einem monatlichen Abonnement versendet das Unternehmen fünf bzw. zehn Teile aus dem gesamten oder einem kuratierten Sortiment an Fashionistas. Einmal im Monat können die Kundinnen sämtliche oder bestimmte Teile zurückgeben und sich neue zusenden lassen. Zugegebenermaßen ist der unbegrenzte Zugang zu edler Markenmode nicht ganz günstig. Je nach Abo-Modell zahlen die Kundinnen für die günstigste Variante 94 US$, für die teuerste bis zu 144 US$ im Monat. Immerhin ist in dem Preis die Beratung durch einen persönlichen Stylisten, der Versand, die Reinigung sowie ein kostenfreier Austausch der Kleidung nach 60 Tagen enthalten. Die Kundinnen scheinen die Kosten nicht zu scheuen. Im 3. Quartal 2024 stieg der Bruttogewinn des im NASDAQ notierten Unternehmens um 4,4 Prozent und lag bei 26,3 Millionen US$.
Hierzulande ist das Abo-Modell für Kleidung der Pandemie erlegen
Hierzulande ist das Mietkonzept schon lange gelebte Praxis. Allerdings beschränkt es sich im Wesentlichen auf Arbeits-, Berufs- und Schutzkleidung. Versuche, ein nachhaltiges Abo-System für modische Outfits zu etablieren, hat sich nicht durchsetzen können. Stattdessen gibt es Blusen, Kleider, Hosen, Blazer … im
Online-Second-Hand-Handel. Auch das weitsichtige Abo-Modell für Kinderkleidung hat sich nicht durchsetzen können: Zurückgegebenen Strampler und Co. hätten die während der Corona-Pandemie verordneten Hygiene-Maßnahmen einer desinfizierenden Wäsche nicht ausgehalten. Immerhin gibt es inzwischen wieder Flohmärkte, auf denen ausrangierte Bekleidung neue Nutzer findet. Dennoch ist es um das Verschwinden des hiesigen Abo-Konzepts schade. Es könnte dazu beitragen, den Strom der Fast-Fashion etwas einzudämmen.