
In Dornbirn schlägt das Faserherz höher
In einem der Jahrhunderte alten Zentren der österreichischen Textilindustrie tauschen sich jeden September zahllose Branchenexperten über die neusten Entwicklungen an den Anfängen der textilen Lieferkette aus. Das Event sollte man sich nicht entgehen lassen, denn es lüftet so manches Geheimnis.
Die Faserkonferenz in Dornbirn, offiziell Global Fiber Congress (GFC), ist eine der wichtigen Veranstaltungen der Textilbranche, die man nicht verpassen sollte. Sie findet immer im September statt und jährt sich dieses Jahr zu 63. Mal. Der Termin vom 10. bis 12.09.2025 ist schon lange gesetzt und das hübsche kleine Hotel aufgrund des hohen Zulaufs – im Vorjahr zählten die Veranstalter über 500 Gäste - seit Monaten gebucht. Kurze Zeit später kam die Einladung zur 50. DTV-Jahrestagung des Deutschen Textilreinigungs-Verbands, die genau im selben Zeitraum stattfindet. Es ist leider nicht die erste Veranstaltung, die mit einer anderen kollidiert.
Doch auch wenn Berlin lockt, geht die Reise in die beschauliche, altehrwürdige Textilstadt in Österreich. Das Programm entschädigt für die entgangene Veranstaltung des DTV. Denn dieses Jahr stehen Materialien für Schutzkleidung für Industrie und Handwerk sowie für das Verteidigungswesen auf dem Programm. Mindestens ebenso spannend dürften die Schwerpunkte Kreislaufwirtschaft und Faserrecycling sowie Carbon Stewardship werden. Damit adressiert das Österreichische Faserinstitut, in dessen Händen die Konferenz liegt, einen Megatrend der Branche: Unternehmen arbeiten mit Nachdruck an der Reduktion ihrer Kohlendioxid-Emissionen. Diese Entwicklung geht auf die Bepreisung des Gases zurück, wie dem Kurzbericht Nr. 66 des Instituts der deutschen Wirtschaft von September 2023 zu entnehmen ist: „Der 2005 eingeführte Emissionshandel für Treibhausgase ist das zentrale europäische Klimaschutzinstrument für Energiewirtschaft und Industrie (…), aber die zulässigen Emissionsmengen innerhalb dieses Handelssystems gehen immer weiter zurück. (…) Durch die Verknappung der Emissionsrechte und der durch Konjunktur und Krisen beeinflussten Nachfrage nach den Emissionszertifikaten unterliegen die Preise deutlichen Schwankungen. In den ersten Jahren lag der Preis mit unter 10 Euro je Tonne CO2-Äquivalent noch niedrig, inzwischen kostet ein Emissionsrecht seit Anfang des Jahres (2023) zwischen knapp 80 und in der Spitze über 100 Euro pro Tonne.“ Unter diesem Hintergrund wird die Session „Carbon Stewardship“ der GDC besonders interessant.
Selbstredend räumen die Organisatoren auch den Faserinnovationen einen großen Raum ein. Zusätzlich haben sie die Veranstaltung um neue Formate erweitert. Dazu zählen etwa Micro-Force, bei der es um die Bekämpfung von Mikroplastik gehen wird, sowie eine Post Start-up-Session, in der Jungtextilunternehmer über ihre Erfahrungen nach der Firmengründung berichten. Mit ihrem 100 Vorträge umfassenden Programm verspricht auch die 63. GDC, wieder interessant zu werden!